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~ Valinor

 

Geboren wurde ich im Jahre 1387 des Zweiten Zeitalters im wunderschönen Lothlorien. Damals trug der Wald noch den Namen Laurelindórenan, das Tal des singenden Goldes, und er war noch etwas größer als er zum Ende des Dritten Zeitalters war, die Zeit, die mein Leben so veränderte.

 

Meine Mutter, Galadriel, Herrin des Lichts, brachte mich dort zur Welt, damit ich eine besondere Bindung zu meiner Heimat aufbauen sollte. Denn sie wusste schon vor meiner Geburt, dass ich nicht viel Zeit in Mittelerde verbringen würde. Mein Schicksal war ein Anderes, als es sich meine Eltern für mich gewünscht hatten. Sie wollten mich bei sich wissen, ihre jüngste Tochter.

 

Meine Mutter gab mir den Namen Lilórien, weil sie durch einen Traum von mir erfahren hatte. Mein Vater gab mir den Namen Silme, denn er sollte mich immer an die Nacht erinnern, in der ich das Licht von Varda, die Sterne am Firmament, erblickte.

 

Damals lebte schon ein kleines Volk der Galadhrim, die Lothlorien bewohnten. Sie standen treu zu meinen Eltern und zu meiner Schwester Celebrían, die nur unwesentliche 37 Jahre älter war als ich. Sie war das Abbild meiner Mutter und wunderschön. Ich kann mich erinnern, dass ich immer so schön werden wollte, wie meine Mutter oder meine Schwester, wo ich damals doch noch ein kleines Elbenkind von keiner besonderen Schönheit war.

 

Als ich am 25. August geboren wurde, war ein Elb anwesend, dem ich an diesem Tage noch versprochen wurde. Es war Haldir, Sohn von Halmir. Er war damals noch sehr jung, obwohl er schon vor dem Ersten Zeitalter geboren wurde. Er war von der Schönheit der Galadhrim und mit der Zeit lernte ich ihn zu lieben. Doch unsere Hochzeit sollte noch nicht sein.

 

Etwa zu der Zeit, als ich 250 Jahre alt war, wurden die mächtigen Ringe geschmiedet, die den Völkern Mittelerdes Kraft verleihen sollten gegen ihre Feinde.

 

Neun Ringe wurden den Menschen gegeben, deren Verstand aber leicht zu beeinflussen war. Sieben Ringe wurden den Zwergen in ihren Hallen aus Stein, gefüllt mit Gold, Silber und Mithril, gegeben. Und Drei wurden den Elben gegeben.

 

Doch es gab einen Schatten in Mittelerde, der sich nicht mit dem zufrieden geben wollte, was er besaß. Er wollte Alles und Jeden beherrschen. Und so schmiedete Sauron heimlich den Einen Ring.

 

In der Nacht, da er den Ring im Feuer des Schicksalsberges schmiedete, durchlebte ich einen schrecklichen Albtraum. Ich schreckte hoch und erzählte meiner Mutter davon. Ich erzählte ihr, dass ich gesehen hatte, wie ein Mann in einer starken Rüstung, mit einem einfachen goldenen Ring an seiner Hand, auf dem Zeichen des Feuers in der elbischen Sprache geschrieben standen, den Untergang für unsere geliebte Welt herbeiführen würde. Ich sah, dass es aber auch eine Möglichkeit geben würde, ihn aufzuhalten.

 

Meine Mutter sagte mir, dass ich das Schicksal der Welt als Einzige vor Augen hatte und ich es in den Unsterblichen Landen Manwe, dem Herrscher der Valar, vortragen sollte. So wurde ich nach Valinor geschickt, alleine. Ich fühlte mich verloren.

 

Als ich dort ankam und den Wächtern des Berges Taniquetil mein Vorhaben vortrug, schickten sie mich hoch zu den Göttern. Selten war es Jemandem aus dem unsterblichen Volke gestatten worden, dort oben vor das Antlitz der Götter zu treten. Ehrfürchtig und ängstlich stand ich vor Manwes und Vardas Thron. Ich wagte kaum, den Blick zu heben. Doch als ich es dennoch tat, sah ich, wie schön Varda war. Sie trug ein dunkelblaues Gewand, das über und über mit den Sternen des Himmels geschmückt war. Und auf ihrem Kopf ruhte der Mond, denn es war Tag und die Sterne und der Mond hatten Ruhe.

 

Manwe trug einen blauen Mantel und hatte ein saphirblaues Zepter in der Hand. Sein Blick war gütig und ich wusste, dass alle Erzählungen über in wahr waren. Denn er wollte für die Elben und Menschen eine heile Welt haben. Wenn es Streit gab, schlichtete er ihn. Und deswegen empfing er mich auch. Denn er wollte auf keinen Fall, dass Erus Welt aus den Fugen geraten sollte.

 

Als ich Beiden von meinem schrecklichen Traum berichtet hatte, beschlossen sie, mich auszubilden, in Kraft, sowie auch in der Stärke meines Willens. Beide würden meine Lehrer sein. Und von Orome sollte ich in der Kunst des Kampfes unterrichtet werden, denn mein Kampf würde sehr hart werden, das sagte mir Varda.

 

In den vielen Jahren, die ich in Valinor lebte, und es waren 4313 lange Jahre, war ich eine gute Schülerin. Ich lernte die Kunst des Schwertkampfes, die Kunst des Bogenschießens und ich lernte auch, mit meinen Händen zu kämpfen.

 

Doch ich lernte auch, zu Singen, zu Tanzen und die Harfe zu spielen. Und als meine Ausbildung vollendet war, hatte Vardas Schönheit so sehr auf mich abgefärbt, dass ich beinahe so schön war wie sie. Manwe hatte damals immer zu mir gesagt, dass Lúthien nicht schöner war als ich es damals.

 

Hatte ich am Anfang noch das blonde Haar der Galadhrim, war mein Haar jetzt silbern, wie das Haar altern Elben. Denn ich hatte viel an Weißheit gewonnen. Doch da ich auch viel Zeit in Lóriens und Yavannas Gärten verbrachte und die Alfirin meine Lieblingsblume war, durchzogen mit der Zeit blassblaue Strähnen mein Haar. Denn die Alfirin war eine schneeweiße Blume, an deren Rändern sich eine blassblaue Farbe zeigte. So sehr liebte ich diese Blumen, dass ihre Farbe auf mein Haar übertragen wurde.

 

Dazu muss gesagt werden, dass Elben, die sich sehr zu einer Blume oder Pflanze hingezogen fühlen, irgendwann eine Eigenschaft von eben jener übernehmen. So wurde Yavanna zum Beispiel mit der Zeit immer mehr zu einem lebenden Baum, denn ihre Liebe galt den Bäumen in ihren Gärten. Ihr Haar wurde Braun wie die Stämme und grüne Blumenranken durchflochten es. Ihr Kleid bildeten viele Blumenranken in allen nur erdenklichen Farben. Noch heute erinnere ich mich gerne an ihren Anblick.

 

Doch Varda ist mir wohl am Deutlichsten im Gedächtnis geblieben. Sie war wie eine Mutter für mich. Denn meine richtige Mutter kannte ich nur wenige 253 Jahre lang. Varda aber war 4313 Jahre lang an meiner Seite.

 

So machte sie mir zum Abschied zwei wundervolle Geschenke. Das Erste war ein Pferd, eines der Edelsten, die es auf dieser Welt gab. Ihr Name war Alagos und ihr Fell war schneeweiß.

 

Das Zweite aber war etwas so Besonderes, dass ich es kaum auszusprechen vermag. Denn Varda schenkte mir zwei Sterne vom Himmel. Und damit ich sie nie verlieren sollte, wurden sie zu meinen Augen. So konnte ich sie immer bei mir tragen und jedes Mal, wenn ich zu den Sternen hochblickte, konnte ich hinter ihnen Varda funkeln sehen, wie sie mit ihrem Kleid auf dem Thron saß und mir zulächelte.

 

Manwe machte mir eine Harfe zum Geschenk, die, immer wenn ich sie spielen würde, die Herzen Aller erfreuen würde, die gerade in meiner Nähe sich befinden würden. Auch gab er mir den Atem der Valar, mit dem ich von nun an singen sollte. So würde ich nicht nur durch mein Harfenspiel die Herzen der Leute erfreuen, sondern auch mit meiner Stimme.

 

Orome schenkte mir ein Schwert, das mich immer zum Sieg führen sollte. Und einen Bogen, der immer sein Ziel treffen würde.

 

Yavanna schließlich, mit der ich die ganzen langen Jahre, die aber doch wie im Fluge vergangen waren, die Liebe zur Natur geteilt hatte, schenkte mir die Gabe, den Frühling auf Erden zu wahren, auch wenn schon Schnee unter meinen Füßen lag.

 

An dem Tage, an dem meine ältere Schwester, verletzt durch eine schwarze Hand, nach Valinor kam, wusste ich, dass es Zeit für mich war. Ich verabschiedete mich von meinen Zieheltern und besonders von meiner Schwester, die ich nie lange gesehen hatte. Ich vermisste sie jetzt schon.

 

Und so schied ich aus Valinor, dem Unsterblichen Lande. Doch es war nicht das letzte Mal, dass ich es sah. Aber jetzt würde ich endlich meine richtigen Eltern, Galadriel und Celeborn, wieder sehen. Und ich freute mich sehr auf sie und meine Heimat Lothlorien.

 

Aber ich hatte trotzdem Furcht, zurück nach Mittelerde zu segeln. Denn dort würde mich ein schweres Schicksal erwarten. Doch es würde mich auch mein Verlobter Haldir erwarten. Und so segelte ich mit gemischten Gefühlen meiner Heimat entgegen.

Prolog

© by LilórienSilme 2015

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