LilórienSilme
~ Fanfiction-Autorin ~
Kapitel 43
~ Revenge of the Gods, Part II
Maria paddelte noch immer um ihr Leben. Mittlerweile waren ihre Verfolger so nah an sie herangekommen, dass sie sie mit ihren Rudern beinahe erreichen konnten. Die plötzliche Sturmflaute hatte sie alle ein wenig aus dem Konzept gebracht, und der Untergang des einen Schiffes sogar noch mehr. Doch Henry Miller hatte sich schnell wieder gefasst. Er ahnte immerhin nichts davon, dass ein weiterer Schatz seinen Händen entglitten war und nun auf dem Grund des Ozeans lag. Alles, was er der Flutwelle abgewinnen konnte, die eines seiner Schiffe versenkt hatte, war, dass dieser merkwürdige Franzose an Bord gewesen war. Hoffentlich würde Gouverneur Spotswood dafür keine Entschädigung fordern. Doch das konnte er sich kaum vorstellen.
Der Schatz von Cortés allerdings hätte ihn mehr interessiert, wenn er denn davon gewusst hätte. Doch so konnten die Götter endlich wieder zurücknehmen, was man ihnen vor ein paar Jahrhunderten geraubt hatte.
Maria spürte deutlich, dass die Göttin in diesem Moment glücklich war. Es verlieh auch ihr neue Kraft. Doch die verging bald wieder und sie musste sich eingestehen, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde. Wenn sie nicht bald das Land erreichen würde, dann würde sie ohne Zweifel untergehen wie ein Stein. Der einzige Trost, der ihr blieb, war der, dass sie auch das Horn mitnehmen würde in die Tiefe.
Die einzige Frage, die sie sich noch stellte, war die, ob das Horn dann auch dort bleiben würde. Allzu tief war das Meer an dieser Stelle nicht mehr. Es müsste einem Menschen möglich sein, danach zu tauchen, dachte sie. Doch würde Miller dieses Risiko eingehen? Wäre es nicht vielleicht klüger von ihr gewesen, es einfach über Bord zu werfen? Wieso war sie damit überhaupt losgeschwommen? Ihr hätte klar sein müssen, dass sie es nicht schaffen würde.
Doch genauso wie die Wut, die sie auf Jack verspürt hatte, als dieser vor ihr gestanden hatte, war auch diese Kurzschlussreaktion sicherlich nicht ihre persönliche Eingebung gewesen. Aber wieso kam die Göttin dann nicht und rettete sie?
Fluchend spuckte sie das Salzwasser wieder aus, was sich in Wellen in ihren Mund ergoss und in ihren Augen brannte und ihr die Sicht raubte. Sie holte schnaufend Luft, als es möglich war, streckte den Arm so weit es ging aus und versuchte alles, um von diesem Ruderboot wegzukommen. Doch dann wurde sie von hinten gepackt.
Einem von Millers Männern war es gelungen, sich so weit über den Rand der Jolle zu lehnen und Maria von hinten zu greifen. Die Weste, die sie über ihrer Bluse trug, ermöglichte es ihm, sie sicher zu fassen und an das Boot heranzuziehen. Doch da er auch die ganze Zeit über das Ruder hatte anschlagen müssen, besaß er kaum noch Kraft, die schlanke aber völlig durchnässte Frau an Bord zu ziehen. Zwei weitere Männer waren nötig, die sich wehrende Spanierin hochzuhieven.
Als sie pitschnass zu ihren Füßen lag, wirkte sie wie ein begossener Pudel, der allerdings ziemlich wütend war. Wild schlug sie um sich, hielt dabei das Horn noch immer fest umklammert, und biss sogar nach den Soldaten, als sie ihr zu nahe kamen. Erst ein heftiger gezielter Schlag in ihr hübsches Gesicht brachte sie zum Schweigen. Ihr Kopf wurde zur Seite geschleudert und schlug hart gegen das Holz der Bootswand. Das ließ sie endlich innehalten.
Benommen blickte sie zu Henry Miller hoch und sofort kroch ihr wieder diese unerklärliche Wut in die Kehle, die ihr das Sprechen unmöglich machte. Sie glaubte beinahe daran zu ersticken, als sie in diese seltsamen Augen sah, die sie noch nie zuvor erblickt hatte, von denen sie aber dachte, sie schon einmal gesehen zu haben.
„Wer bist du?“ Von oben heran sah Miller die Frau an, die zu seinen Füßen lag, mit der einen Hand den Olifanten umklammerte und sich mit der anderen Hand die Wange hielt, an der man sie getroffen hatte. Doch der Trotz in ihren Augen sagte ihm, dass das nicht genügt hatte, um ihren Willen zu brechen.
Am liebsten hätte sie ihm geradewegs ins Gesicht gespuckt, doch das Salzwasser hatte ihren Mund so trocken werden lassen, dass sie kaum mehr Schlucken konnte. Sie konnte ihn nur fassungslos ansehen und ihn wütend aus ihren geröteten Augen anfunkeln. Also gab Miller den Befehl sie zu fesseln und zum Schiff zurückzukehren. Halbherzig wehrte sie sich noch einmal, doch sie merkte schnell, dass sie fast ihre gesamte Energie aufgebraucht hatte für ihre überstürzte Flucht. Maria musste sich eingestehen, dass ihr Versuch, zu entkommen und das Horn zu versenken, gescheitert war.
Das kleine Boot mit der Gefangenen an Bord wurde unruhig von den heftigen Wellen hin und her geworfen. Die Götter schienen plötzlich wieder schwer erzürnt über den unerwarteten Ausgang der Dinge. Doch die Tatsache, dass ihr heiliger Schatz, den Cortés ihnen vor so langer Zeit gestohlen hatte, in ihrer Reichweite gewesen war, hatte sie zu sehr von dem abgelenkt, was sie beherrschen konnte - das Horn! Nun musste sich die Göttin eingestehen, dass sie die Gelegenheit verpasst hatte, ihrer Ziehtochter zur Hilfe zu eilen.
Stattdessen war sie zu Jack zurückgekehrt und musterte ihn nun von oben bis unten, genauso wie er sie von oben bis unten musterte. „Tia Dalma“, sagte er wenig erfreut. Und doch lächelte er sein falsches Lächeln. „Wusste ich doch, dass ich dich gesehen habe.“
Die dunkelhäutige Frau schritt barfuß auf ihn zu. Sie trug nun nicht mehr die farblosen Fetzen, mit denen Jack sie zuletzt an Bord der Flying Dutchman gesehen hatte, sondern ein grünes Kleid, was ihn an die Farbe von Jade erinnerte. Der Stoff war weich und leicht und bewegte sich in dem heftigen Wind so sehr, dass es Anschein hatte, als wäre er tatsächlich aus Wasser gewoben worden. „Wie ich sehe, freust du dich, mich zu sehen.“
„Ja“, sagte er ironisch. „Meine Freude kennt keine Grenzen.“ Und als sie nur damit fortfuhr, ihn zu umranden, setzte er noch hinzu: „Was willst du hier?“
Unverständlich blickte sie ihn an. Ihre Augen waren nun nicht mehr braun und düster, sondern blau und freundlich, als hätte sie ganz vergessen, dass sie einmal seinetwegen im Gefängnis eingesperrt worden war. „Na, dir helfen natürlich!“
„Ich fürchte, da kommst du ein bisschen zu spät. Wie du sehen kannst, habe ich alles im Griff.“ Er machte eine ausladende Handbewegung, die das komplette Deck mit einschloss. Darauf stand Maccus noch immer in Schach gehalten von Millers Männern, mit einem Degen am Hals und einem zweiten auf sein Herz gerichtet.
Bevor die Göttin eine spöttische Bemerkung loslassen konnte, erbebte das Schiff plötzlich, und einen Moment später wurde Maria förmlich über die Reling geworfen. Ihre Arme wurden an ihrer Seite mit Seilen festgehalten, ihren kleinen Mund hatte man mit einem Knebel zum Schweigen gebracht und ein frisches Veilchen erblühte auf ihrer rechten Wange. Das Gesicht der Göttin verfinsterte sich. „Ja“, zischte sie in Jacks Richtung mit ihrem unverkennbaren Akzent, „wie ich sehe, hast du alles im Griff.“
Sie wollte schon auf ihre Ziehtochter zueilen, um ihr zu helfen, doch da kletterte Miller an Bord. In seinen Händen hielt er den Olifanten. Triumphierend lachend zog er seine Pistole und richtete sie genau auf Maria, die nun zu seinen Füßen lag. „Was für ein erfreulicher Anblick“, spöttelte er. Dann glitten seine Augen suchend über das Oberdeck, um die Situation zu erfassen. Schließlich blieb sein Blick an Jack hängen. „Die Dame hier“, er wies mit der Pistole auf die Göttin, „kenne ich bereits. Zumindest glaube ich sie zu kennen. Ich habe doch das Vergnügen mit der Göttin Calypso?“
Tia Dalma schnaubte verächtlich. Solange Miller noch das Horn hielt, konnte sie nichts unternehmen. Wie gelähmt stand sie da, hin und her gerissen in dem Wunsch, Maria aus seiner Gewalt zu befreien und ihre eigene Haut zu retten. Wenn Miller in das Horn stieß und einem ihrer Brüder oder Schwester befahl sie zu töten, dann würde ihr auch die Unsterblichkeit einer Göttin nicht mehr genügen. Ein Gott konnte von einem anderen getötet werden. Was also sollte sie nun tun?
Auch Jack war unschlüssig. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Miller so schnell wieder zurückkehren würde. Doch mit dem Horn in der Hand gehorchten ihm wohl auch die Wellen, sodass sie das Boot schnell zum Schiff zurückgebracht hatten.
Miller hingegen lächelte noch immer. „Ich bitte um Entschuldigung“, sagte er plötzlich. „Wo sind nur meine Manieren geblieben?“ Er verneigte sich leicht, wobei er jedoch weiterhin mit der einen Hand, in der seine Pistole lag, auf Maria zielte, und mit der anderen noch immer den Olifanten umklammerte. „Captain Henry Miller, zu Ihren Diensten. Und mit wem habe ich wohl das Vergnügen? So, wie Ihr, liebe Calypso, diese Kleine anseht, muss sie Euch wichtig sein. Doch wer ist sie und wo kommt sie her? Und wer ist der gut aussehende Pirat dort vor mir? Könnte das wohlmöglich der berüchtigte Jack Sparrow sein?“
Jack rollte genervt mit den Augen. „Es heißt Captain Jack Sparrow“, sagte er, bevor ein Blick der Göttin ihn zum Verstummen brachte. Schon früher hatte sie diese einschüchternde Wirkung auf ihn gehabt und er verfluchte sich innerlich für seine Feigheit ihr gegenüber. Am liebsten hätte er ihr ihren blöden Kompass vor die Füße geworfen und sie allein mit dieser Situation gelassen. Diese Maria bedeutete ihm schließlich nichts, dachte er grollend.
Miller grinste nur noch breiter, als er das Mienenspiel auf Jacks Gesicht bemerkte. „Ich bitte um Verzeihung, Captain Sparrow.“ Dabei betonte er Jacks Rang so sehr, dass er es kräftig in Lächerliche zog. „Vielleicht könnt Ihr mir ja verraten, mit wem ich hier das Vergnügen habe, denn ich glaube kaum, dass mir die junge Dame selbst ihren Namen verraten wird.“ Und zum Zeichen dafür, dass er vollkommen Recht hatte, zerrte Maria heftig an ihren Fesseln. „Dachte ich es mir doch.“
„Wozu soll das denn gut sein?“, fragte Jack in ehrlicher Verwunderung. „Reicht es Euch nicht zu wissen, dass sie Euren Plan vereiteln wollte? Das sollte Euch doch genügen, um sie über die Planke zu schicken oder sie an eine Kanonenkugel zu binden. Und vielleicht genügt Euch auch ihr Ableben und dieses Horn, damit Ihr endlich von hier verschwindet und Tortuga in Frieden lasst.“
Seine Stimme war die ganze Zeit über ruhig geblieben. Jack selbst konnte kaum sagen, wieso er genau diese Worte gewählt hatte, doch so langsam aber sicher verlor er seine wohl gehütete Geduld. Er wollte dies alles endlich hinter sich bringen, wollte einfach nur wieder Pirat sein dürfen, so wie es früher gewesen war. Doch diese Männer der britischen Marine, Lord Beckett und nun dieser Miller, waren zu einer Plage geworden, die seine schöne Welt bedrohten und die dafür sorgten, dass man der Piraterie kaum noch wie gewohnt nachgehen konnte. Wenn doch nur alles so wäre wie früher!
Leider sah Tia Dalma das völlig anders. Als sie hörte, wie Jack ihre geliebte Ziehtochter an dieses Monster verkaufen wollte, fuhr sie auf. Bevor sie jedoch etwas unternehmen konnte, setzte Miller das Horn an die Lippen und blies hinein.
Der Ton, der dabei erzeugt wurde, war tief und voll, und ging jedem, der ihn hörte, durch Mark und Bein. Eine Gänsehaut zog sich über Marias Körper und rasende Ungeduld erfasste sie, bis sie glaubte, ihr Körper müsste vor überschüssiger Energie zerspringen. Konnte es sein, dass auch ein kleiner, winziger Teil göttlicher Kraft in ihr selbst wohnte? Oder war das wieder nur der Nachhall der Gefühle der Göttin?
Calypso selbst schien mit jeder Sekunde, die Miller länger in das Horn stieß, weiter zu schrumpfen. Seine Gedanken mussten sich ganz und gar auf sie konzentriert haben, während er diese Waffe nutzte, und bevor jemand etwas unternehmen konnte, sank sie zu Boden, kraftlos und blass, nur noch ein Schatten von dem, was sie noch vor wenigen Augenblicken gewesen war. Beinahe kam es Maria so vor, als hätte man ihr alle Farbe genommen und nur noch ein schwaches Abbild dessen, was sie einst für sie war, zurück gelassen.
Wild warf sie sich gegen ihre Fesseln, versuchte sie zu lösen, irgendwie zu entkommen, um ihrer Mutter zur Hilfe zu eilen. Doch es war vergebens. Tränen sammelten sich in ihren Augen, ihre Kehle schnürte sich zu und ein brennender Ball bildete sich in ihrem Magen. Nein!, dachte sie verzweifelt. So hilf uns doch jemand. Bitte!
Und ihre Bitte wurde erhört!
Plötzlich wuchs eine Wassersäule an Deck empor, genau zwischen den beiden Parteien, Miller mit seinen Männern und Maria auf der einen Seite, und Jack, Tia Dalma und Maccus, der die allgemeine Verwirrung zur Flucht vor den Degen genutzt hatte, auf der anderen.
Für einen kleinen furchtbaren Moment glaubte Jack, Davy Jones zu erkennen. Doch dann wurde die Säule breiter und breiter, bis sich gleich drei Gestalten daraus hervorschälten. Und schließlich purzelten Will, Elizabeth und Angelica über die Planken, die noch immer unter den hohen Wellen erzitterten. Es dauerte nur einen Wimpernschlag bis Will begriff, was vor sich ging, dann war er bei Jack.
Miller hatte in der allgemeinen Aufregung seine Puste verloren und den Olifanten absetzen müssen. Sogleich schien auch Tia Dalma wieder stärker zu werden, doch sie war noch immer nicht kräftig genug, um sich gegen irgendwen behaupten zu können. Es genügte ihr jedoch, um wieder auf die Beine zu kommen.
„Na, das scheint ja interessant zu werden“, sagte Miller, als er sich die neue Situation besah. Ein breites Lächeln erblühte auf seinem Gesicht und seine Augen wanderten langsam von einem seiner Gegner zum nächsten. Während er seine geladene Waffe nun an einen seiner Männer weitergab, damit er Maria weiterhin in Schach hielt, schritt er auf und ab.
Um Jack hatten sich nun Will und Tia Dalma gescharrt. Angelica, Maccus und Elizabeth standen dahinter. Bis auf Angelica hatte wohl jeder einen persönlichen Grund, diesem Mann die Pest oder Schlimmeres an den Hals zu wünschen, doch natürlich stand sie treu zu Jack. Am liebsten hätte sie seine Hand genommen, um ihm zu versichern, dass sie da war und er sich auf sie verlassen konnte. Doch sie hatte keine Ahnung, wie er nach ihrem letzten Gespräch darauf reagieren würde.
Mittlerweile hatte sie beschlossen, es auch dabei bewenden zu lassen. Er hatte ihr zwar zumindest ein bisschen ihr Herz gebrochen, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie ihn noch immer als einen Freund betrachtete, der in Gefahr schwebte und dem sie helfen wollte. Als Will also gemeinsam mit Elizabeth beschlossen hatte, auf Millers Schiff zu gehen, um ihren gemeinsamen Sohn aus dessen Fängen zu retten, war sie kurzerhand einfach mitgekommen.
Nun allerdings bereute sie es ein bisschen, wenn sie denn die Situation richtig erfasste. Dass diese Maria gefesselt zu Millers Füßen lag, konnte jedoch nichts Gutes bedeuten.
Henry Miller seinerseits sah sich eindeutig im Vorteil. Sein Lächeln wurde breiter. „Und, was habt Ihr nun vor? Ich würde behaupten, dass Ihr, selbst mit einer Göttin auf Eurer Seite, in der Lage seid, mir gefährlich zu werden. Und obwohl ich immer noch nicht weiß, wer meine Gefangene eigentlich ist, weiß ich genug, um gefühlsmäßige Regungen in deinen Augen zu erkennen, Calypso. Solltest du also Schwierigkeiten machen, ist die Kleine tot.“
Tia Dalmas Augenfarbe wechselte von Blau zu Schwarz. Ihre zierlichen Hände ballten sich zu Fäusten und sie hätte sie viel lieber um Millers Hals gelegt und zugedrückt. Doch solange er Maria hatte, hatte er tatsächlich etwas gegen sie in der Hand.
„Und ihr beide“, sagte Henry und deutete auf Will und Elizabeth, „seid sicherlich gekommen, um euren Sohn zu holen.“ Ungläubige Blicke seitens Jack streiften sie, dann fasste sich der Captain aber wieder. Miller fuhr fort: „Doch ich muss auch euch enttäuschen: der Junge ist in sicherem Gewahrsam.“ Dann wandte er sich an Jack. „Und was dich angeht… Biete mir einen Preis und ich lasse deine geliebte Insel in Frieden. Aber ich fürchte, du hast gar nichts, was du mir anbieten könntest.“ Theatralisch seufzte er und zog die Schultern hoch.
„Doch, das hat er!“
Tia Dalmas Stimme schnitt wie ein scharfes Messer durch die Luft und ließ sie alle den Atem anhalten. Verwirrt beugte Jack sich vor und sah die Göttin von der Seite her an. „Bitte?!“
Miller jedoch lächelte wieder süffisant. „Tatsächlich? Was wäre es denn, was er mir anzubieten hätte? Diesen schnöden Kompass kann ich nicht brauchen. Und auch sein Schiff will ich nicht haben, denn davon habe ich bereits genug. Außerdem weiß ich ziemlich genau, was ich will und wie und wo ich es bekomme.“ Erwartend zog er seine Augenbrauen nach oben und wartete ab, was die Göttin wohl zu sagen hätte.
Atlacamani, oder Calypso oder Tia Dalma, - welchen Namen man ihr auch immer geben wollte – biss sich auf die volle Unterlippe. Konnte sie wagen, dieses Opfer zu bringen? Doch sie wusste um Jacks Herz, wusste, was sein größter Wunsch war, was ihm jedoch bisher keiner hatte geben können. Vielleicht jedoch war sie dazu nun in der Lage. Dazu musste ihr Plan jedoch aufgehen. Und, was vielleicht die größere Schwierigkeit war, Maria musste ebenfalls überzeugt werden. Doch damit war die Rache der Götter an ihrem Peiniger wohl vorerst gescheitert.
„Seine Freiheit“, sagte die Göttin kleinlaut. „Er bietet Euch seine Freiheit.“