LilórienSilme
~ Fanfiction-Autorin ~
Kapitel 11
~ Neue Wege
Meine Gedanken überschlugen sich, als ich erkannte, wer vor mir stand. Ich hatte ihn gesehen, wie er in den bodenlosen Abgrund unter der Brücke von Khazad-dûm gestürzt war, und doch stand er jetzt vor mir. Wie hatte er das nur überleben können? Aber vor allem quälte mich die Frage, warum er das überlebt hatte. Es musste für all das einen Grund geben, das war mir klar. Denn nichts in dieser Welt geschah ohne Grund, das hatte ich in der Zwischenzeit gelernt.
Auf dem Weg zurück zur Elbensiedlung brachte ich kein Wort heraus, obwohl ich so vieles fragen wollte. Aber meine Zunge wollte sich einfach nicht lösen. Ich öffnete mehrere Male den Mund, schloss ihn aber wieder ungetaner Dinge. Ich konnte das alles einfach nicht begreifen. Erst hatte ich mein Schicksal in die Hände der Gemeinschaft gelegt und mit einem Mal wurde es mir zurück in meine Hände gelegt, so viel hatte ich begriffen. Aber warum wurde es mir wieder gegeben? Wie sollte ich denn jetzt noch etwas ausrichten?
Als wir Gandalf zu meinen Eltern gebracht hatten, brachte mich Haldir sogleich zu meinem Baum. Er wünschte mir eine Gute Nacht, strich mir noch einmal beruhigend über mein Haar und ließ mich dann allein mit meinen Gedanken. Unruhig lief ich in meinem Zimmer hin und her und unzählige Fragen und Gedanken wirbelten in meinem Kopf umher. Ich lief solange, bis mir ganz schwindelig wurde und ich mich endlich auf mein Bett niederlassen musste. Und nach einer mir endlos vorkommenden Zeit schlief ich auch endlich ein.
Doch mein Schlaf war unruhig. Ständig stiegen Bilder in mir hoch, Bilder von Ereignissen, die noch nicht geschehen waren und die mir Angst machten. Zum Schluss riss mich eine Flut von Bildern aus dem Schlaf, die mir den Schicksalsberg und die Festung Barad-dûr zeigten. Saurons Auge beobachtete meine Gedanken, doch der Zauber, der von dem Ring Nenya ausging, beschützte mich und das war mein Glück.
In Schweiß gebadet erwachte ich und ich brauchte eine Weile bis ich begriff, wo ich mich befand. Ich hatte nicht lange geschlafen, das konnte ich an den Sternen ablesen, denn es war immer noch Nacht und ein leichter Wind wehte durch mein Fenster. Ich fröstelte und legte einen Umhang an. Dann stieg ich von meinem Baum herunter und wanderte durch den Wald.
Auf meinem Weg begegnete mir niemand und ich begann mich zu fragen, ob sie wohl alle in der großen Halle unter dem Thronsaal waren und dort Gandalf meine tausend Fragen stellten. Doch ich konnte keine größere Stimmenansammlung aus dem Wispern der Blätter heraushören. Also setzte ich meinen Weg fort und kam, ohne dass ich etwas dazu getan hätte, in den Garten meiner Mutter. Ich schlich die Stufen in die Senke hinunter, mit geschlossenen Augen, denn das Plätschern des Wassers lenkte meine Füße.
Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich, was ich vermutet hatte: Meine Mutter stand vor mir, mit einem Krug Wasser in der Hand. „Willst du ein letztes Mal in den Spiegel sehen?“
„Ein letztes Mal?“, fragte ich traurig und zugleich verwirrt.
Sie lächelte mich an. „Wenn du hineinsiehst, wirst du es vielleicht verstehen. Natürlich kann ich nichts versprechen, wie du sicher weißt.“
Und ob ich das wusste! Ich erinnerte mich noch an das erste Mal, als ich in den Spiegel sah und schob die Wut auf mich selbst bei Seite. Dann trat ich an das mit Wasser gefüllte Becken heran, schloss meine Augen, beugte mich über den Tisch und musste all meinen Mut zusammennehmen, um meine Augen zu öffnen und auf die glitzernde Wasseroberfläche zu schauen.
Zuerst sah ich nur mich, denn ich wusste, dass das geheiligte Wasser erst in meine Gedanken sehen musste, bevor es mir Bilder offenbaren konnte, die ich auch verstand. Denn egal was die Leute sagen, die schon in den Spiegel blickten, er zeigt immer nur das, was wir auch verstehen können. Sonst hätte seine Existenz keinen Sinn. Und so wartete ich.
Die Oberfläche kräuselte sich und legte das Gesicht von Haldir frei. Er lächelte mich an und schloss mich schließlich in seine Arme. Hinter ihm erkannte ich Legolas der, wider meiner Erwartungen, lächelte. Auch konnte ich Aragorn und Gimli sehen und Leute, die ich noch nicht kannte. Ich sah Bilder der Weißen Stadt Minas Tirith und die Festung der Hornburg in den Ered Nimrais, Bilder einer großen Schlacht mit vielen Toten und ich sah das Schwarze Tor. Dann befand ich mich wieder in der Hornburg, wo eine gewaltige Flut von Körpern die Mauern stürmte. Haldirs Gesicht tauchte wieder von meinen Augen auf und ich rannte auf ihn zu. Als ich endlich bei ihm war, waren seine Augen leer und sein Körper kalt. Ich kniete weinend neben ihm, wurde aber von Aragorn weggeführt. Und zum Schluss sah ich ein graues Schiff in den Westen segeln.
Eine Träne fiel auf das Wasser und ließ die Bilder verschwinden. Ich brauchte einen Moment um mich wieder an die Wirklichkeit zu gewöhnen und holte tief Luft. Meine Beine gaben auf einmal nach und ich sank auf das Gras nieder. Ein Strom von salzigem Wasser lief nun unaufhaltsam meine Wangen hinunter. Schluchzer ließen meine Schultern beben und meine Selbstbeherrschung davonfliegen.
Bis ich mich wieder beruhigt hatte, verging eine ganze Weile. Meine Mutter gab mir einen Schluck kühles Wasser, ich atmete tief durch, ordnete meine Gedanken und ließ mir dann von ihr auf die Beine helfen. „Sagt bloß, Ihr habt es gewusst“, presste ich zwischen den Zähnen hervor und sah meiner Mutter vorwurfsvoll in die Augen.
„Nein, das habe ich nicht“, sagte sie ruhig. „Auch ich kann die Voraussicht nicht lenken, das weißt du, Lilórien. Diese Bilder waren für dich bestimmt. Dass ich deine Mutter bin, hat nichts mit dieser Sache zu tun. Du allein weißt, was die Bilder dir sagen wollen. Ich kann nichts dazutun.“
Sie ließ mich allein und ich hatte Zeit um nachzudenken. Ich musste nicht erst über den Sinn der Bilder nachdenken, denn dieser war mir klar, selbst wenn ich ihn nicht eingestehen wollte. Ich musste nur noch entscheiden, was ich nun tun würde. Würde ich mich so weit es ging aus der Sache heraushalten? Hier bleiben konnte ich nicht, das war klar. Aber ich konnte versuchen, mein Schicksal und Haldirs Tod zu ändern. Denn wenn ich seinen Tod sehen konnte, musste Eru mir doch auch die Macht damit verliehen haben, ihn abzuwenden. Welchen Sinn würde es sonst machen, mir das Ereignis zu zeigen?
Als ich meinen Entschluss gefasst hatte, ging bereits die Sonne auf. Im Nachthemd betrat ich den Thronsaal und fing mir sogleich einen tadelnden Blick meines Vaters ein. Die Wachen schauten beschämt zu Boden. Doch das interessierte mich nicht. „Ich will meinen Verlobten sehen!“
Mein Vater erhob sich von seinem Thron und kam die Stufen zu mir herunter. Er blieb vor mir stehen und sah mich fragend an. Was konnte man an meinen Worten falsch verstehen?
„Haldir ist nicht mehr in Lórien“, sagte er und mein starkes Gesicht, das ich aufgesetzt hatte, entglitt mir. „Er brach vor ein paar Stunden nach Bruchtal auf um Lord Elrond über die derzeitige Lage zu unterrichten. Ich dachte, er hätte sich von dir verabschiedet?“
Meine Beine gaben nach und ich musste mich auf die unterste Stufe der Treppe zum Thron niederlassen. „Das hat er nicht“, flüsterte ich und ich begriff, dass diese Macht, die ich noch eben in meinen Händen vermutete, mir niemals zu teil werden sollte. Doch warum hatte man mich es dann sehen lassen?
Mein Vater setzte sich neben mich und legte einen Arm um mich. „Stimmt denn etwas nicht? Warum willst du ihn sprechen? Wolltest du mit ihm gehen?“
Wie in Trance stand ich auf, meine Augen blickten in die Ferne. Das durfte alles nicht wahr sein. Wie sollte ich ihn denn jetzt beschützen, wenn er bereits mehrere Stunden Vorsprung hatte und ein ziemlich guter Reiter war? Ich hatte keine Chance, ihn einzuholen. Erneut bebend von Weinkrämpfen geschüttelt warf ich mich in die Arme meines Vaters und ließ meiner Trauer freien lauf.
Ich bemerkte nicht, wie meine Mutter und Gandalf die Halle betraten, doch dann berührte meine Mutter mich an der Schulter und ich blickte hoch. Sie breitete die Arme aus und ich kam zu ihr, meinen Kopf an ihrer Schulter ruhend. Sie flüsterte: „Ich kann mir nicht vorstellen, was du jetzt durchmachst, aber dennoch kann ich versuchen, dir Trost zu spenden.“ Die drückte mich sanft von sich und sah mir in die Augen. Mit den Daumen wischte sie meine Tränen weg. „Du hast doch gesehen, wo Haldir sterben wird. Also musst du dich genau dorthin begeben, Lilórien. Wenn du vor ihm da bist, hast du eine Chance, das Schicksal, das ihm bevorsteht, abzuwenden.“
„Eure Mutter hat Recht“, sagte Gandalf und ich sah, dass er nun nicht mehr nackt, sondern in strahlendes Weiß gekleidet war, das zweifellos von einem unserer Schneider stammte. „Das Schicksal hatte es vorgesehen, dass ihr in Lothlorien abwartet, bis der Ring vernichtet ist. Doch anscheinend hat es sich geändert. Ihr werdet mit mir kommen, denn mein Weg ist auch ein anderer geworden und wie es aussieht, müssen wir ein Stück zusammen gehen.“
Das Alles machte für mich keinen Sinn. Warum sollte ich Haldirs Tod überhaupt verhindern, wenn Eru ihn doch tot sehen wollte? Hatte ich die Macht und die Stärke, mich dem höchsten der Kräfte in dieser Welt zu stellen? Hatte ich überhaupt das Recht dazu? Vielleicht sollte ich den Tod meines Geliebten auch nur im Spiegel sehen, weil ich nicht bei ihm sein konnte. Dass ich in der Hornburg war, stellte vielleicht nur ein Symbol dar.
Wieder schwirrten tausende Fragen in meinem Kopf umher und mir wurde ganz schwindelig. Ich entschuldigte mich und lief davon. Ich lief mit geschlossenen Augen und ließ mich allein von meinem Gefühl leiten. Ich lief, bis meine Füße das Wasser berührten, dann öffnete ich die Augen. Ich stand im Anduin und vor mir schob sich die Sonne durch die Bäume. Ein Gefühl von Heimat stellte sich ein, aber es wollte mir keine Antwort einfallen. Also setzte ich mich nieder und vergrub das Gesicht in den Händen. Das alles war so verwirrend.
Was sollte ich nur tun? Wie konnten meine Eltern von mir erwarten, dass ich ruhig meinen Weg mit Gandalf ging, wenn mein Verlobter doch in den sicheren Tod ritt? Woher sollte ich wissen, dass er wirklich in der Hornburg sein Leben lassen würde? Und was konnte ich nur dagegen tun?
„Du weißt es“, hörte ich plötzlich eine Stimme tief in mir. Es war Vardas Stimme und sie sprach durch mich. Lange hatte ich gehofft, dass sie mir eine Antwort geben würde, doch nach endlosen gescheiterten Versuchen, ihre Warnung zu verstehen, hatte ich nicht mehr an sie gedacht. Und jetzt, in meinem verzweifelnsten Moment kam sie mir endlich zur Hilfe. „Lilórien, silme-nîn, du weißt doch schon längst, was du tun musst. Du musst es dir nur noch eingestehen. Der Spiegel hätte dir nicht diese Bilder gezeigt, wenn…“
„Wenn ich sie nicht verstehen würde“, unterbrach ich sie. „Ich weiß, aber warum hat sich mein Herz zunächst für ihn geöffnet, ihm Liebe entgegen gebracht, wenn ich ihn doch wieder verlieren soll? Ich habe gelernt, dass alles einen Grund hat. Also sag mir, warum!“ Ich konnte sie seufzen hören und ich wusste, dass ihr diese Antwort nicht leicht fallen würde. Sie war zwar ein Valar, aber dennoch musste sie so etwas wie Muttergefühle für mich hegen und ich wusste, dass sie mir niemals wehtun würde, wenn es sich vermeiden ließe. Doch mein Gefühl sagte mir, dass mich ihre Worte wie einen Schwertstreich mitten ins Herz treffen würden.
„Es gab eine Zeit, in der Elben noch nicht so zahlreich waren wie sie es heute sind. Es gab eine gleiche Anzahl von männlichen und weiblichen Elben und jeder wusste, zu wem er gehörte. Doch mit der Zeit verschob sich dieses Gleichgewicht und nun gibt es manchmal Elben, die ihr Herz mehr als nur einer Elbe schenken, oder anders herum. Auch wenn dir das vielleicht absolut falsch vorkommt, musst du es akzeptieren. Du weißt, dass Haldir nicht der Mann sein wird, mit dem du die Ewigkeit teilen kannst. Wie kann er es sein, wenn du ihn hast sterben sehen? Das muss dir klar sein.“
„Aber ich will mein Herz für niemanden sonst öffnen!“, rief ich ihr entgegen. „Ich liebe ihn!“
„Dann musst du den Schmerz ertragen. Geh mit Gandalf und dein Schicksal wird sich erfüllen. Wenn du jedoch hier bleibst, wird Haldir zu dir zurückkehren und ihr werdet den Bund eingehen. Die Entscheidung liegt bei dir, Lilórien. Mehr kann ich nicht für dich tun.“
Erschöpft ließ ich den Kopf hängen und versuchte, eine Antwort in mir zu finden. Aber in mir drin war es zu laut, als dass ich die Stimme meines Herzen hätte hören können. Ich konnte nur immer wieder meinen Verstand rufen hören: Bleib hier und warte ab!
„Ich danke dir, Varda. Möge Eru es wollen, dass ich dich wieder sehe.“
Ich spürte eine zarte Berührung auf meiner Wange und wusste, dass Manwe einen Wind gesandt hatte. „Tiro! Êl eria e môr. I lîr en êl luitha uren. Ai! Aníron Silme. [1] Ich weiß nicht genau, was die Zukunft für uns bereithält, aber eines weiß ich sicher: Dan eveditham, silme nîn. [2]“
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Nun wusste ich, was mich erwartete und ich konnte in Ruhe darüber nachdenken, was ich zu tun hatte. Eigentlich hatte ich nicht lange gebraucht, um zu wissen, ob ich gehen würde oder nicht. Das eigentliche Problem war die Einsicht über meine Tat. Ich musste mir selbst eingestehen, warum ich das tat und nicht den anderen Weg gehen würde, und das dauerte seine Zeit. Als ich mich endlich gesammelt hatte, suchte ich Gandalf auf. Ich fand ihn auf einem Baumstamm sitzend und Pfeife rauchend.
„Mich wundert, dass Ihr noch hier seid“, sagte ich und setzte mich neben ihn.
Er nahm die Pfeife aus dem Mund und lächelte mich an. „Wieso wundert Euch das? Ich dachte, es wäre Euch klar, dass Eure Entscheidung auch mich beeinflusst. Wie kann ich dann gehen, ohne vorher mein Schicksal zu erfahren?“ Er lächelte mich an.
Ich lächelte zurück, doch dann blickte ich traurig in die Ferne. „Wieso nur liegt so viel in meinen Händen? Wieso ist mein Leben so eng mit dem von so vielen anderen verbunden? Warum gerade ich?“
„Nun“, sagte der Weiße und erhob sich. Er streckte den Rücken durch und klopfte die Pfeife aus. „Ich weiß nicht, warum gerade Ihr ausgewählt wurdet und nicht Eure Schwester oder Eure Mutter. Aber wenn es einen Grund gab, der Euch für dieses ungewöhnliche Schicksal qualifizierte, dann war es sicher der, dass Ihr tief in Eurem Herzen stets dazu bereit seid, jedes erdenkliche Opfer zu bringen, um nicht nur Euch sondern auch der Welt ein Leben in Frieden zu ermöglichen.“ Er zwinkerte mir zu. „Außerdem kenne ich niemanden, der im Kampf einen so klaren Kopf bewahren kann wie Ihr. Und noch dazu ist dieser Kopf wunderschön.“
Meine Wangen röteten sich leicht und ich senkte den Kopf. „Das mag alles stimmen. Doch wir Elben hatten schon immer besondere Schicksale zu tragen. Manchmal wünschte ich, dass ich als Hobbit zur Welt gekommen wäre. Die haben es gemütlich in ihrem Auenland und wissen nichts von dem, was draußen vor sich geht.“
„Glaubt Ihr?“ Er steckte die Pfeife unter sein Gewandt und breitete den Arm aus. Ich erhob mich und ließ mich von ihm zum Thronsaal führen. „Dann frage ich mich ja, ob Ihr dann nicht vielleicht als Ringträger ausgewählt wurdet. Denn Eure Seele ist stark, egal in welchem Körper sie steckt. Das müsst Ihr nur noch einsehen.“ Seufzend ließ ich die Schultern hängen. Gandalf blieb stehen und sah mir in die Augen. „Es sei denn natürlich es wäre Euch lieber, den ganzen Tag nur ans Essen und Trinken zu denken, wie ein Hobbit.“
Endlich konnte er mir ein Lächeln entlocken und das machte mir neuen Mut. Vielleicht hatte der Alte ja doch Recht und ich konnte mehr bewirken, als ich mir selber zutraute. Ich musste es nur zulassen.
Als wir den Thronsaal betraten, sank mir dann doch das Herz wieder, als ich meiner Mutter und meinem Vater in die Augen sah. Wortlos kamen sie auf mich zu und schlossen mich in ihre Arme. Wieder musste ich weinen, doch ich konnte spüren, dass auch meine Mutter weinte.
„Du kommst, um dich zu verabschieden“, sagte mein Vater und es war keine Frage, die er an mich richtete, sondern eine Feststellung. Ich nickte nur stumm, ließ mich noch einmal von ihnen in den Arm nehmen und gab jedem einen Kuss auf die Wange. Wortlos drehte ich mich um und ging. Gandalf verneigte sich und folgte mir. Ich spürte mehr als dass ich es sah, dass mein Vater nach vielen Jahren wieder den Arm um meine Mutter gelegt hatte um sie zu trösten. Und mehr mit meinem Geist als mit meinen Ohren konnte ich die letzten Worte meiner Mutter hören, als sie sagte: „Mornie utúlien, fira calad-mîn. [3]“
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[1] Tiro! Êl eria e môr. I lîr en êl luitha uren. Ai! Aníron Silme. =Siehe! Ein Stern erscheint aus der Dunkelheit. Das Lied des Sternes erfreut mein Herz. Oh! Ich sehne mich nach Sternenschein.
(Eigentlich ein Lied von Enya über Undómiel.)
[2] Dan eveditham, silme nîn.=Wir werden einander wieder sehen, mein Sternenschein.
[3] Mornie utúlien, fira calad-mîn.=Die Dunkelheit ist gekommen, unser Licht schwindet.