LilórienSilme
~ Fanfiction-Autorin ~
Elfblood - Das Ende der Elben
~ Leseprobe
Als die Reisenden ihren ersten Becher Wasser geleert hatten, sagte Gwyneth: „So, ihr beiden, ihr müsst schrecklich müde sein. Iri, Elfi, ihr zeigt den beiden bitte ihre Zimmer und lasst sie sich frisch machen. Wir treffen uns später zum Essen wieder hier. Und nun geht!“ Lächelnd stieß sie ihre Kinder sanft in die richtige Richtung. Die sprangen alle vier aufgeregt davon, bis sie Erwachsenen alleine waren. Dann wandte Éomer sich an Ulbricht. „Sagt mir, was gibt es Neues aus Arnor? Ist Fürst Imrahil bereits in Tharbad eingetroffen? Habt Ihr etwas aus Lórien gehört?“
Ulbricht zog seine buschigen Augenbrauen zusammen. „Dann wisst Ihr es also auch. Nein, bisher keine Nachricht von Eldarion oder unseren Reitern. Niemand ist bisher aus dem Goldenen Wald zurückgekehrt in den letzten Tagen. Irgendetwas Seltsames geht dort vor. Und es bereitet mir eine Gänsehaut, wenn ich nur daran denke. Erst vor ein paar Tagen, als wir das Gebirge passierten, haben wir eine Bande Orks in den Wäldern gehört. Die Kinder wissen nichts von den grausamen Wesen. Ich hielt es für besser, sie damit nicht zu belästigen. Und was den Fürsten angeht…“
Gwyneth runzelte die Stirn. „Traut Ihr dem Frieden nicht?“

„Das ist es nicht“, sagte Ulbricht kopfschüttelnd. „Ich verstehe nur nicht, wieso der Herzog und seine Frau die Kinder aus der Stadt schaffen wollten, bevor der Fürst ankommt. Was haben sie von ihm schon zu befürchten?“
„Meine Schwester ist sehr vorsichtig. Ich vermute, dass sie zumindest dem Frieden nicht ganz traut. Und offenbar hat ihr Gefühl sie nicht getäuscht, wenn solch merkwürdige Sachen in Lórien vor sich gehen.“
Éomer erhob sich von seinem Stuhl, legte eine Hand in den Rücken, die andere an sein Kinn und blickte nachdenklich in das Feuer, was trotz der Hitze immer in der großen Halle brannte. „Ich fürchte, dass uns nichts anderes übrig bleibt, als selbst nach Lórien zu reiten und höchstpersönlich nachzusehen.“
„Nein!“ Gwyneth schoss augenblicklich von ihrem Platz hoch. Sie trat an die Seite ihres Gemahls und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Das verbiete ich dir! Ich will nicht riskieren, dass dir etwas passiert. Ohne dich könnte ich nicht weitermachen.“
Der König drehte sich zu ihr um, sah ihr tief in die Augen und nahm sie in den Arm. „Mache dir keine Sorgen, Liebste. Es wird mir schon nichts zustoßen.“ Dann ließ er sie wieder los und wandte sich an Ulbricht. „Ihr werdet mich mit Euren Männern begleiten. Wir sind am nächsten am Goldenen Wald dran. Aus Tharbad können wir so schnell keine Hilfe erwarten, wenn der Fürst in die Stadt kommt, um mit dem Herzog zu verhandeln. Und Gondor ist zu weit weg. Wir müssen schnell handeln. Morgen früh brechen wir auf und suchen nach dem Prinzen.“
Entschlossen wandte Éomer sich an seinen zweiten Marschall und trug ihm die nötigen Befehle auf. Dann verließ er die Halle, um mit den Palastwachen zu sprechen, die dafür sorgen sollten, dass seine Familie gut bewacht wurde in seiner Abwesenheit. Gwyneth blieb alleine zurück. Völlig erschöpft sank sie neben dem Feuer auf den Boden. Diese ganze Situation machte ihr Angst. Was, wenn der Krieg tatsächlich noch nicht zu Ende war? Was, wenn genug von Saurons Brut übrig geblieben war, um ihnen gefährlich werden zu können? War Lórien vielleicht schon gefallen? Waren die Elben dort ermordet worden, ohne dass es jemand außerhalb des Waldreichen mitbekommen hatte?
Trotz der Hitze fröstelte es sie plötzlich und ihr waren ihr fortgeschrittenes Alter und ihre Hilflosigkeit niemals stärker bewusst geworden als in diesem Moment. Konnte sie überhaupt noch einmal kämpfen, wenn es zu Äußersten kommen würde?
Doch dann straffte sie sich. Vielleicht war das auch alles nur ein dummer Jungenstreich und sie musste sich um nichts sorgen. Entschlossen, sich erst einmal keine Gedanken mehr zu machen, erhob sie sich und ging in Richtung Küche. Sie würde nun die Vorbereitungen für das Abendessen treffen müssen.
Dabei fiel ihr der kleine Schatten, der sich um eine breite Säule drückte, gar nicht auf, da sie so in Gedanken versunken war. Gerade noch rechtzeitig duckte Lothíriel sich, um ihren auffälligen Haarschopf vor ihrer Mutter verstecken zu können. Wenn ihre Eltern mitbekommen würden, dass sie gelauscht hatte, würde sie garantiert Hausarrest bekommen – für den gesamten Besuch ihrer Vettern über! Und das war etwas, was ihr ganz und gar nicht gefallen würde.
Daher wartete sie, bis ihre Mutter verschwunden war, raffte ihr Kleid hoch und schlüpfte selbst von den Wachen unbemerkt aus der Halle. Kurz darauf klopfte sie an eine Türe, öffnete sie einen schmalen Spalt breit und schob sich hindurch, bevor sie sie wieder fest verschloss. „Stella“, flüsterte sie in das Halbdunkel des Raumes hinein, denn man hatte die Fenster mit dicken Vorhängen behangen, um die Sonne auszusperren. Vom Bett her kam ein müdes Stöhnen. Lothíriel ging darauf zu und schüttelte ihre Cousine an der Schulter. „Stella, wach auf! Ich muss dir etwas erzählen!“
to be continued...